Start-Stopp-Automatik – Was dein Motor dir nicht verzeiht

Marvin Kobus Marvin Kobus
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"Die Start-Stopp-Automatik ist in fast jedem modernen Auto verbaut. Sie klingt nach einer cleveren Idee: Der Motor geht an der Ampel oder im Stau einfach aus, spart Sprit und schützt die Umwelt – so zumindest das Versprechen der Hersteller. Doch was viele Autofahrer nicht wissen: Hinter dieser „intelligenten“ Technik verbirgt sich ein ernstes Problem, das langfristig den Motor ruinieren kann. Während du denkst, du tust deinem Auto und der Umwelt etwas Gutes, läuft im Inneren deines Motors ein unsichtbarer, aber gefährlicher Verschleißprozess ab. Experten aus der Motorentechnik warnen schon seit Jahren: Die Start-Stopp-Automatik ist einer der größten Feinde der Motorlebensdauer. Warum das so ist – und wie du deinen Motor davor schützt – erfährst du hier."

Inhaltsverzeichnis

Warum der Ölfilm über Leben und Tod deines Motors entscheidet

Damit ein Motor lange hält, braucht er eines mehr als alles andere: Schmierung. Zwischen Kolben, Kurbelwelle und Lagern darf sich kein direkter Metallkontakt bilden. Eine hauchdünne Schicht aus Motoröl trennt diese Flächen voneinander – der sogenannte hydrodynamische Schmierfilm.

Solange der Motor läuft, sorgt die Ölpumpe dafür, dass der Ölfilm stabil bleibt. Der Druck im System hält die Metallteile voneinander fern, und der Motor läuft nahezu verschleißfrei. Doch in dem Moment, in dem der Motor ausgeht, fällt auch der Öldruck ab – und genau hier beginnt das Problem der Start-Stopp-Automatik.


Flüssigkeitsreibung (links) gegenüber Mischreibung (rechts)

Was wirklich passiert, wenn dein Motor ständig ausgeht

Jedes Mal, wenn dein Auto an der Ampel ausgeht, bricht der Ölfilm zusammen. Wenn die Start-Stopp-Automatik den Motor Sekunden später wieder startet, entsteht ein Zustand, den Experten „Mischreibung“ nennen. Das bedeutet: Die Kurbelwelle und die Lagerschalen berühren sich kurzzeitig direkt. Metall reibt auf Metall.

Diese Phase dauert nur wenige Sekunden – aber sie hat massive Auswirkungen. Denn rund 80 Prozent des gesamten Motorverschleißes entstehen laut Untersuchungen genau in diesen Startmomenten, in denen noch kein stabiler Öldruck aufgebaut ist. Je öfter dein Motor startet, desto häufiger durchläuft er diesen Verschleißprozess.

In älteren Fahrzeugen, die du per Schlüssel startest, passiert das nur ein- oder zweimal am Tag. Bei Autos mit Start-Stopp-Automatik sind es dagegen oft hundertmal täglich. Über Wochen, Monate und Jahre summiert sich das zu einem gewaltigen Problem: Lager, Kolben und Nockenwellen verschleißen deutlich schneller – der Motor altert im Zeitraffer.

Öldruck-Messung am Ölkanal der Hauptlagergasse


Öldruck-Messung am Ölkanal der Nockenwelenlagergass

Versuchsaufbau: Öldruckmessung Nockenwellenlagergasse (oben) / Hauptlagergasse (unten)

Was Tests und Versuche über die Start-Stopp-Automatik zeigen

Um die Auswirkungen zu belegen, führten Ingenieure einen Test durch: Ein Dieselmotor wurde mit einer elektronischen Steuerung ausgerüstet, die ihn im Sekundentakt startete und stoppte – ähnlich wie es im Stadtverkehr passiert.

Nach 48 Stunden – das entspricht etwa einem Jahr normalem Start-Stopp-Betrieb – wurden die Lager untersucht. Das Ergebnis war eindeutig:

  • Die Standardlager zeigten deutliche Spuren von Abrieb und Riefen.

  • Selbst moderne Polymer-beschichtete Lager, die speziell für Start-Stopp-Systeme entwickelt wurden, zeigten sichtbare Abnutzungen.

Das Fazit: Selbst mit neuen Beschichtungen ist der Schutz begrenzt. Wenn sich diese Beschichtung nach wenigen Jahren abnutzt, bleibt der Motor ungeschützt zurück. Dann greift die Mechanik direkt aufeinander – ein Lagerschaden ist nur noch eine Frage der Zeit.

Warum alte Motoren deutlich länger hielten

Ein interessanter Vergleich zeigt, wie drastisch sich die Motorenentwicklung verändert hat. Ein klassischer Mercedes-Dieselmotor aus den 1980er Jahren, zum Beispiel der OM617, lief problemlos über eine Million Kilometer – ganz ohne Start-Stopp-Automatik.

Seine Lagerflächen zeigten nach all diesen Kilometern kaum ungleichmäßigen Verschleiß. Der Grund: Diese Motoren liefen kontinuierlich mit stabilem Öldruck, ohne dass der Ölfilm ständig zusammenbrach. Die heutigen Systeme zwingen moderne Motoren dagegen ständig in diese kritische Mischreibungsphase.

Ironischerweise sind die heutigen Motoren technisch viel präziser gebaut – doch durch politische Vorgaben zur Kraftstoffersparnis wurde ihre Lebensdauer künstlich verkürzt.

Hauptlagerschale (rechts) nach 46h Dauerlauf im Start-Stopp-Versuch

Der Irrglaube vom „elektrischen Öldruck“

Viele Autofahrer glauben, ihr Auto mit Start-Stopp-Automatik sei auf diese Belastung vorbereitet. „Da ist sicher eine elektrische Ölpumpe verbaut, die den Öldruck beim Neustart hält“, denkt man. Doch das stimmt nicht.

Nahezu alle modernen Fahrzeuge – selbst Premiummodelle – haben mechanisch angetriebene Ölpumpen, die nur laufen, wenn der Motor läuft. Wird der Motor abgeschaltet, fällt der Öldruck sofort ab. Wenn die Start-Stopp-Automatik den Motor erneut startet, muss der Druck erst wieder aufgebaut werden – und genau in dieser Zeit läuft der Motor ungeschmiert an.

Das ist so, als würde man jeden Tag mehrfach bei 100 km/h den Motor ausschalten und wieder starten – kein Schmierfilm, keine Ölzirkulation, nur blanke Reibung.Upgrade Ölpumpen entdecken

Wenn Start-Stopp zur teuren Falle wird

Viele Schäden treten schleichend auf: feine Metallspäne im Ölfilter, sinkender Öldruck im Leerlauf, Leistungsverlust oder leichte Klopfgeräusche beim Starten. Doch irgendwann kommt der Tag, an dem ein Lagerschaden den Motor komplett zerstört.

Eine Überholung moderner Motoren kostet schnell über 8.000 Euro, ein Austauschmotor sogar das Doppelte. Wer glaubt, durch Spritersparnis von 0,3 Litern auf 100 km Geld zu sparen, zahlt am Ende ein Vielfaches mehr – nur eben später.

Was du tun kannst, um deinen Motor zu schützen

  1. Start-Stopp-Automatik deaktivieren:
    Wenn möglich, schalte sie dauerhaft ab. Viele Fahrzeuge merken sich die Einstellung, bei anderen musst du sie nach jedem Start manuell deaktivieren – es lohnt sich.

  2. Ölqualität und Wartung:
    Verwende nur hochwertige Öle nach Herstellerspezifikation und wechsle sie regelmäßig. Bei Kurzstreckenbetrieb lieber früher als vom Bordcomputer empfohlen.

  3. Upgrade-Ölpumpe installieren:
    Für viele Motoren, z. B. BMW N57, N47, EA888 oder Mercedes OM642, gibt es verstärkte Upgrade-Ölpumpen, die auch im Leerlauf oder bei niedriger Drehzahl ausreichend Druck liefern. Damit reduzierst du das Risiko eines Lagerschadens erheblich.

  4. Motor immer warmfahren:
    Besonders bei kaltem Öl ist die Viskosität hoch – die Mischreibung dauert länger. Erst bei Betriebstemperatur (90–110 °C Öltemperatur) läuft der Motor optimal geschmiert.

  5. Regelmäßige Kontrolle:
    Öldruckwerte prüfen lassen, auf Anzeichen wie Metallabrieb oder Ölgeruch achten und bei verdächtigen Geräuschen lieber früh in die Werkstatt fahren.

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Sie besitzen ein Fahrzeug über dessen Motorzustand nichts bekannt ist? Sie stehen vor einem Fahrzeugkauf und möchten Aufschluss über die Laufleistung / Motorzustand erhalten, um keinen Fehlkauf zu tätigen? Unsere Motoröl-Analyse ermöglicht es Ihnen, einen drohenden Motorschaden frühzeitig zu erkennen… mehr lesen

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Warum die Motorüberholung oft die bessere Wahl ist

Wenn dein Motor bereits erste Verschleißsymptome zeigt, ist eine fachgerechte Überholung oft sinnvoller als ein Austauschmotor. Nur bei einer professionellen Überholung kann die Ursache – meist unzureichende Schmierung durch zu niedrigen Öldruck – dauerhaft behoben werden. Gleichzeitig lassen sich alle Lagersitze, Ölkanäle und Dichtungen kontrollieren und verbessern.

So erhältst du nicht nur einen „reparierten“ Motor, sondern ein technisch optimiertes Aggregat, das für viele weitere Jahre zuverlässig arbeitet – ganz ohne die typischen Start-Stopp-Probleme.

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Wie sie wissen, ist die Langlebigkeit ihres Motors unsere Mission! Unser Ziel ist es Symptome zu erkennen und einen Motorschaden zu verhindern! Da es nicht möglich ist die „Kinderkrankheiten“ eines jeden Motortyps zu kennen, haben wir ein System entwickelt, welches… mehr lesen

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Fazit: Weniger Start-Stopp, mehr Motorleben

Die Start-Stopp-Automatik mag auf dem Papier eine gute Idee sein – in der Realität aber schadet sie mehr, als sie nützt. Jeder Startvorgang ist eine kleine Belastungsprobe für den Motor, und in Summe führen sie zu einem deutlich schnelleren Verschleiß.

Wer seinen Motor liebt und langfristig Kosten sparen will, sollte die Automatik deaktivieren, auf hochwertigen Öldruck und regelmäßige Wartung achten – und sich bewusst machen, dass echte Langlebigkeit nicht durch Software, sondern durch solide Mechanik entsteht.

Wenn du mehr über den Schutz deines Motors erfahren möchtest, lohnt sich ein Blick auf unsere speziellen Upgrade-Ölpumpen und technischen Lösungen für verschiedene Motoren. So bleibt dein Fahrzeug zuverlässig, stark und langlebig – ganz ohne den versteckten Feind Start-Stopp-Automatik.

Fragen & Antworten

Schadet die Start-Stopp-Automatik meinem Motor wirklich – und warum?

Ja, sie kann den Verschleiß deutlich erhöhen. Bei jedem Stopp fällt der Öldruck ab, der tragende hydrodynamische Schmierfilm in Gleitlagern (Kurbelwelle, Nockenwellen) bricht zusammen. Beim erneuten Start entsteht „Mischreibung“: Metall trifft kurzzeitig auf Metall, bis die Ölpumpe wieder Druck aufgebaut hat. Studien und Praxis zeigen: Der Großteil des Motorverschleißes entsteht genau in diesen Startphasen. In Fahrzeugen mit Start-Stopp-Automatik summiert sich das auf hunderte zusätzliche Starts pro Woche – besonders im Stadtverkehr. Folgen sind Lagereinläufe, erhöhter Abrieb im Ölfilter, sinkender Leerlauf-Öldruck und langfristig Schäden an Kurbelwellen- oder Pleuellagern. Wer die Funktion deaktiviert, reduziert diese Startzyklen – und damit den mechanischen Stress – spürbar.

„Mein Auto hat doch moderne Lager/Beschichtungen – reicht das nicht als Schutz?“

Moderne Lager (z. B. Dreistoff- oder polymerbeschichtete Gleitlager) puffern kurze Mischreibungsphasen besser ab als alte Zweischichtlager. Aber: Beschichtungen sind Verschleißschichten. Sie schützen eine Zeitlang, nutzen sich jedoch durch tausende Start-Stopp-Zyklen ab. Ist die Schutzschicht weg, liegt die Grundschale blank – der Verschleiß steigt stark an. Unsere Langzeittests mit simulierten Zyklen zeigen: Selbst beschichtete Lager weisen nach kurzer Dauer Abriebspuren auf. Beschichtungen sind also hilfreich, ersetzen aber keine saubere Grundstrategie: ausreichenden Öldruck, gute Ölqualität, passende Viskosität, warmfahren und – wo möglich – die Start-Stopp-Automatik deaktivieren. Wer präventiv denkt, kombiniert hochwertige Lager mit Maßnahmen zur Druckstabilisierung (z. B. Upgrade-Ölpumpe).

Ich spare doch Kraftstoff – steht das nicht über dem Risiko?

Die reale Ersparnis liegt oft bei 0,2–0,4 l/100 km im dichten Stadtverkehr und tendiert auf Landstraße/Autobahn gegen null. Dem gegenüber stehen mögliche Folgekosten: erhöhter Lager- und Kettentriebverschleiß, verschlissene Starter/Relais, schneller gealterte Batterien (EFB/AGM) und im Extremfall eine teure Motorinstandsetzung. Rechnet man realistische Reparaturrisiken über die Haltedauer, kann die vermeintliche Spritersparnis finanziell leicht aufgezehrt werden. Für Flotten mit sehr kurzen Zyklen oder Fahrer, die vorwiegend Stadt fahren, lohnt sich eine klare Strategie: Start-Stopp-Automatik deaktivieren (sofern legal/technisch möglich), Ölwechselintervalle verkürzen, Öldruck regelmäßig prüfen und auf warmfahren statt stehen-starten setzen. So bleibt die Betriebskostenbilanz langfristig positiv.

Welche Praxis-Tipps verlängern die Lebensdauer trotz Start-Stopp-Automatik?
  • Deaktivieren, wenn das Fahrzeug die Einstellung speichert – sonst nach jedem Start manuell ausschalten.

  • Öl & Filter: Hochwertiges Öl nach Herstellerspezifikation (passende Viskosität; bei viel Kurzstrecke eher höherer HTHS-Stabilität), Wechsel alle 10–12 Tkm/1 Jahr statt Longlife.

  • Öldruck im Blick: Bei Gelegenheit Ist-Werte auslesen oder mechanisch messen lassen; auffällige Leerlaufwerte prüfen.

  • Warmfahrregeln: Nach Kaltstart moderat fahren, keine hohen Lastanforderungen; Start-Stopp in den ersten Minuten meiden.

  • Upgrade-Ölpumpe dort, wo verfügbar (z. B. N47/N57, EA888, EA113, OM-Baureihen), um Leerlauf-/Teillastdruck zu stabilisieren.

  • Sauberkeit: Nach Arbeiten am Ölkreislauf (Ölkühler, Turbo) Kanäle spülen; Partikeleinschleppungen vermeiden.
    So reduzierst du die Dauer der Mischreibung und erhöhst die Schmierfilm-Sicherheit signifikant.

Woran erkenne ich frühzeitig, dass Start-Stopp-Zyklen meinem Motor schaden?

Typische Frühindikatoren sind: leichtes Klopfen/Rasseln unmittelbar nach dem Start, schwankender Leerlauf-Öldruck, feiner Metallabrieb im Ölfilter, spürbare Vibrationen um 1.500–2.000 U/min und langsam steigender Ölverbrauch. Elektronisch können Fehlereinträge zur Nockenwellenverstellung oder Öldruckregelung auftauchen. Spätere Stadien zeigen sich durch deutliche Lagergeräusche, Notlauf oder Kettentrieb-Unruhe. Diagnosetipps: Ölfilter öffnen und Sieb prüfen, Öldruck warm im Leerlauf und bei 2.000 U/min messen, Ölanalyse (Metalle/HTHS/Viscosity), ggf. Endoskopie der Lagerstellen. Wird Verschleiß erkannt: Start-Stopp deaktivieren, Öl-/Filterservice vorziehen, Ursachen (Pumpe/Dichtungen/Späne) beheben und – falls verfügbar – eine Upgrade-Ölpumpe verbauen. Das verhindert Folgeschäden und stabilisiert den Schmierfilm im kritischen Betriebsbereich.

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